Wannweil und seine 15 Lehenshöfe, der 4. Hof



Das Anwesen Einfahrtstraße 4 vom Gemeindehaus aus gesehen, Zustand Mai 2009

Das Wohnhaus wurde vor etlichen Jahren modernisiert, ist aber in der Form des Bauernhauses erhalten. Der alten Nummerierung nach war es das Haus Nr. 15. In der Scheune ist das Lager eines Getränkehändlers. Das Haus ist noch in Besitz eines Nachfahren des Gaisergeschlechts. Das Wohnhaus war ursprünglich mit der Nachbarscheuer verbunden. Man sieht es der auf der anderen Seite der Einfahrtstraße stehenden Scheune an, dass sie beim Bau der Straße zurückgenommen wurde.



Die Lage des Hofes auf dem Wannweiler Ortsplan von 1842

Eingeklemmt zwischen dem 6. Hof und dem 8. Hof liegt die Einfahrt an der heutigen Hauptstraße. Dieser Zipfel ist die heutige Einfahrtstraße, auch gab diese Situation der Straße diesen Namen. Ein Bild folgt bei der Beschreibung des 6. Hofes. Die Lage des Hofes wurde 1711 "Auf den Hofwiesen an der Prüel streckend" beschrieben. Hinter den Scheunen begann schon das Feld. Der Name "Brühl" kann als feuchte Wiese gedeutet werden.
Die Besitzer 1711 waren Jakob Früh und Matthes Digel, früher Jakob Kaher.
Flurnamen aus dieser Zeit:
Holzwiese,
Wiese beim Zörschloss, (heute auf dem Letten an der Schloßstraße)
Blenzenwieslein, so jetzt ein Wald im Burghau,
Warthau
Erschenberg (die Ortsgrenze zu Betzingen wird als Ersberg bezeichnet)
Hörloch, jetzt auf Brühl genannt
Bei der Schießheck, vormals Hörloch genannt.
Besitz: 14 Mannsmad Wiesen, 43 Jauchert 3Viertel und 1 Rute Äcker,
2 Jauchert 3 Viertel und 1 Rute Länder, 3 Morgen Wald als Eigentum, nicht als Lehen.




Die Familie des Besitzers Christian Gaiser 1920 vor ihrem Haus

Christian Gaiser ist am 15.7.1882 in Wannweil in diesem Haus geboren und daselbst am 5.4.1972 gestorben. Seine Frau Emma geb. Gaiser ist auch im Ort am 10.12.1885 geboren und am 25.7.1968 gestorben.Vor dem Vater steht Sohn Ernst der spätere Sattlermeister (1908-1995). Neben der Mutter mit Tochter Rose (1920-2006) auf dem Arm steht Sohn Christian (1911-1964) er ist mit 54 Jahren mit dem Motorrad verunglückt. Sohn Georg, 1914 geboren ist nicht auf dem Bild.

Dieser Bauernstuhl wurde von Ernst Gaiser in Ehren gehalten.

Schlicht und doch stilvoll waren die Stühle aus den Bauernhäusern. Meist aus einheimischem Birnbaumholz vom örtlichen Handwerker hergestellt. Die Initialien J.G. 1871 können auch auf den Vater der Emma Gaiser hinweisen, er hieß Jakob und heiratete 1869.



Gruppenaufnahme der Männer des Jahrgangs 1882/83. Anlass war evt. die Musterung, auf einem Bierfaß ist das Symbol »§11« aufgemalt.


Die meisten Männer halten Bierkrüge in den Händen, kniend: Jakob Herrmann (der blinde Jakob, blind durch Kampfgas I. Weltkrieg) und Wilhelm Kächele, weitere: Johannes Hipp, im Heges, Christian Gaiser Einfahrtstraße 4, Jakob Keller, im Heges, Karl Sauter, Wilhelmstraße 3.
(Anmerkung zu §11, er taucht auch im Brauchtum der deutschen Handwerksgesellen auf. Er lautet traditionell „Es wird fortgesoffen!“, „Es wird weitergesoffen!“, oder lateinisch „porro bibitur!“ Es ist ein "Spassparagraf des Studentencommers.)

Die direkten Vorfahren des Christian Gaiser hießen alle Johann Georg, Georg oder Jörg. Nur der Urgroßvater Stefan (1786-1812) machte eine Ausnahme. Im Feldzug Napoleons gegen Rußland mußte ar als 25jähriger gegen Moskau ziehen und ist , wie im Kirchenbuch vermerkt, in Rußland geblieben. 13 Wannweiler haben für Napoleon kämpfen müssen, vier sind aus Rußland nicht zurückgekehrt. Die 26jährige Witwe unseres Stefan Gaiser, Christina geb. Wollpert, hat mit ihrem dreijährigen Hansjörgele ein paar Jahre auf ihren Stefan gewartet und im Jahr 1819 den Johannes Hipp geheiratet. Sie hatten zwei Kinder, die Christina und den Jakob. Weitere Urenkel waren unter anderen der Post-Hipp, der Kaufmann Gaiser und auch die Adlerwirtin.

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